
Schaut man sich die Leipziger Parkwiesen an, wird schnell klar: hier herrscht keine Vielfalt. Von eigentlich 50-80 Pflanzenarten, die auf so einer Langgraswiese vertreten sein sollten, finden sich nur noch um die 10-15, zum Beispiel das Knaulgras, die Wiesenrispe, die Zaunwicke, der Wiesenkerbel, Spitz-und Breitwegerich. Ein Blühstreifen soll dieser Eintönigkeit abhilfe schaffen.
Im Zuge einer wissenschaftlichen Forschung der Hochschule Anhalt unter Leitung von Frau Prof. Dr. Annett Baasch wurden 20 Stellen in den Leipziger Parks ausgewählt, an denen Blühstreifen angelegt werden sollten, unter anderem im Clara-Zetkin-Park, Palmengarten und Friedenspark. Die Streuung auf viele Parks hilft nicht nur, die Bürger behutsam an die Veränderung in ihren Erholungsgebieten heranzuführen. Die in ihrer Größe relativ überschaubaren Streifen sind auch ein überschaubarer Kosten- und Arbeitseinsatz.
Auf einer Fläche von 50x3m wurde die Erde zuerst mit einer Umkehrfräse ca. 30cm tief umgegraben. Dann wurde im April das Saatgut gesät. Es stammt vom Hallenser Matthias Stolle und ist extra auf artenarme Wiesen ausgelegt, mit einer 50:50 Mischung aus Kräutern und Gräsern. Insgesamt wurden. So enthält die Mischung den Scharfen Hahnenfuß, die Wiesen-Platterbse, die Vogelwicke, die Wilde Möhre, die seltene Wiesenglockenblume, den Wiesenpippau, die rote Lichtnelke, die Kornblume, den Klatschmohn und viele weitere. Insgesamt wurden 45 Arten mit 6g Keimgut pro Quadratmeter ausgesät.
Mit ihren unterschiedlichen Blütenformen und -farben dienen diese Pflanzen nicht nur der Biodiversität, sie bieten auch Nahrung für die unterschiedlichsten Insektenarten. Nicht alle Arten werden direkt im ersten Jahr keimen und blühen. Doch gerade Klatschmohn und Kornblume bieten direkt in der ersten Blüte nicht nur dem menschlichen Auge, sondern auch den Insekten einen tollen Anblick!
Die Blühstreifen nennen sich eigentlich “Etablierungsfenster”, da sie nicht nur im angelegten Streifen für mehr biologische Vielfalt sorgen sollen, sondern im besten Fall ihre Sporen auf das ganze Gebiet, in diesem Fall die Leipziger Parkwiesen, verteilen. Allein durch den Wind wird dies jedoch kaum möglich sein, da die Leipziger Wiesen einen hohen Moosanteil aufweisen und den Sporen so wenig Rohboden zur Verfügung steht. In den kommenden anderthalb Jahren soll deswegen beobachtet werden, inwieweit noch weiter aktiv in die Wiese eingegriffen werden muss, zum Beispiel mit einer Entfernung des Mooses.
Da sich alle Blühstreifen im urbanen Raum (also in Stadtparks) befinden, kann nicht sichergestellt werden, dass sie nicht betreten oder intensiv genutzt werden. Pinke Stelen an den jeweiligen Seiten der Blühstreifen sollen zumindest auf das Projekt aufmerksam machen. Doch dies hilft natürlich nur demjenigen, der aktiv darauf schaut. Deswegen unsere Bitte an euch: Erzählt euren Freunden, was es mit diesen Streifen auf sich hat - und dass man die Streifen und das Projekt zur Biodiversität am besten schützt, in dem man alles in Ruhe lässt!

Text und Bilder: Liv Rothaar